Datenbank Außenbeziehungen Bayerns

Soldmann, Fritz

Aus Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-) Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945
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* 08.03.1878 Lübeck, † 31.05.1945 Wernrode; evang., später diss.

Volksschule in Lübeck, 1892–1895 Schuhmacherlehre, Wanderschaft in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich, Militärdienst, bis 1905 Schuhmacher.

1905–Dezember 1913 Angestellter der Ortskrankenkasse (OKK) Schweinfurt-Stadt. Januar 1914–1919 Arbeitersekretär in Schweinfurt, 1915–1917 Kriegsteilnehmer, November 1918–April 1919 2. Vorsitzender der zentralen Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte Bayerns, 21./22.02.–17.03.1919 Schriftführer des Zentralrats (Vertreter der Arbeiterräte, Mitglied des Aktionsausschusses des Rätekongresses als Vertreter des Vollzugsrats der Arbeiterräte Bayerns). 07.–13.04.1919 vom Revolutionären Zentralrat gewählter Volksbeauftragter für Inneres.

Am 13.04.1919 von der Republikanischen Schutztruppe verhaftet ("Palmsonntagsputsch") und nach Eichstätt verbracht, von der Anklage wegen Hochverrats freigesprochen. 1919–1923 zunächst USPD-Landesparteisekretär, dann USPD- bzw. SPD-Bezirksparteisekretär mit Sitz in Schweinfurt, 1924–1933 erneut Arbeitersekretär in Schweinfurt.

09.03.1933 verhaftet, 10.03.1933–24.08.1934 zunächst Gefängnis Schweinfurt, dann KZ Dachau, nach der Entlassung September 1934 Überstellung nach Magdeburg, später nach Berlin und weiter nach Erfurt, bis Mai 1935 polizeilich überwacht (Meldepflicht). Seit 15.12.1935 wieder in Schweinfurt, Vertreter für Tabakwaren, im SD-"Verzeichnis der SPD-Reichstagsmitglieder" erfasst, 16.11.1936 nach Hausdurchsuchung in Schutzhaft genommen, 18.11.1936 Haftbefehl, Anklage wegen Hochverrats und Verächtlichmachung der Reichsregierung vor dem Sondergericht Bamberg, Gefängnis Schweinfurt. Anfang Dezember 1936 Aufhebung des Haftbefehls durch das Sondergericht Bamberg, aber bis 20.04.1937 weiter in Schutzhaft, polizeilich überwacht (Meldepflicht).

Einzug des Gewerbescheins, daraufhin Einstellung des Zigarrenhandels. 29.06.1937 Abmeldung nach Gräfendorf / BA Gemünden, dort Buchhalter, Strohhülsenfabrik und Kaufhaus Erhard Rüttiger, weiterhin überwacht. 01.08.1938 A-Kartei der Gestapo (Gruppe A 2, Marxisten), arbeitslos, krank.

24.08.1938 Abmeldung nach Nordhausen/Thüringen, dort Anschluss an einen Widerstandskreis, 05.09.1939 erneut verhaftet, Gefängnis Nordhausen, seit 02.11.1939 KZ Sachsenhausen (Schutzhaft, Dauer unbekannt), 12.–28.01.1940 nach Schweinfurt "beurlaubt", nach Haftentlassung wieder in Nordhausen.

22.08.1944 erneut verhaftet in der Aktion "Gewitter", bis 25.09.1944 Gefängnis Nordhausen, 26.09.–12.10.1944 Gestapo-Gefängnis Erfurt, 13.10.1944–11.04.1945 KZ Buchenwald, vermutlich erst Ende April förmlich entlassen, nach kurzem Krankenhausaufenthalt zu seiner Familie nach Wernrode bei Nordhausen, dort an den Haftfolgen verstorben.


1897 SPD, 1917 USPD, November 1918–Januar 1919 Mitglied des Provisorischen Nationalrats Bayerns (Landesarbeiterrat: Unterfranken), 1922 erneut SPD.

Seit 1903 Vorsitzender der Filiale des Schumacherverbandes in Schweinfurt, 1905–1909 Vorsitzender des Gewerkschaftskartells Schweinfurt, 1912–1919 Gemeindebevollmächtigter und 1919–1933 Stadtrat in Schweinfurt, zeitweise 3. Bürgermeister. 1907 und 1912 Reichstagskandidat im Wahlkreis Unterfranken 4, Juni 1920–Mai 1924 (USPD, dann SPD) Mitglied des Reichstages, Mai 1924 Reichstagskandidat im Wahlkreis 26, Juli 1932–23.06.1933 Mitglied des Reichstags, 1914–1933 nebenamtlicher Vorsitzender der OKK Schweinfurt-Stadt.


Q.: Lilla, Bayerischer Landtag Nr. 542; Köglmeier, S. 345


Weitere Informationen:


Empfohlene Zitierweise: Joachim Lilla: Soldmann, Fritz, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/VWH/Soldmann, Fritz (29. März 2024).